7. März 2014

Endlich daheim

Der Flieger landet hart auf dem Flughafen Köln-Bonn. Der Pilot bremst scharf und mein Oberkörper kippt nach vorn. „Wir bitten Sie, noch so lange angeschnallt zu bleiben, bis die Anschnallzeichen über Ihnen erloschen sind.“ Die Maschine rollt langsam aus und bleibt stehen. „Parking position. Cross check, please.“ Na, endlich.

Ich will raus aus dieser Sardinenbüchse. Kann mich kaum noch rühren. Mein Nacken und Rücken schreien nach einer thailändischen Massage. Das Tagungshotel an der Türkischen Riviera war hervorragend. Bis auf die harten Matratzen.

Während ich am Gepäckband auf meinen Koffer warte, überlege ich, wie viele Starts und Landungen ich in diesem Jahr hinter mich gebracht habe. Es waren insgesamt 14. 14 mal durch Wolkendecken gewackelt, 14 mal in ein Pappsandwich gebissen, 14 mal dünnen Kaffee getrunken. 14 mal das Duty Free Angebot des Monats unter die Nase gehalten und 14 mal die Meilen für die Inhaber diverser Bonusprogramme genannt bekommen. Schokoherzen und ein freundliches Nicken der Stewardessen zum Abschied. Rein in den Bomber, raus aus dem Bomber. Ich fliege nicht mehr so gern wie früher, nur wenn ich es geschäftlich muss oder wenn ein Flug mir ein schönes Reiseziel, am besten garniert von gutem Wetter, in Aussicht stellt.

Apropos „gutes Wetter“: Meinem Freund (bekannt als Alfred Tetzlaff unter den Reisenden) fällt beim Schauen des ZDF-Wetterberichtes nach einem besonders verregneten Urlaubstag auf Sizilien ein, dass man doch genauso gut mit dem Pkw nach Süddeutschland hätte reisen können. Dabei zieht er ein ähnliches Gesicht wie beim Verzehr der -zugegeben- fade gewürzten Hotelspeisen. Nicht umsonst hat Herr Tetzlaff sich einen sehr originellen Koffergurt zugelegt. Auf dem steht gelb auf schwarz Woanders is auch scheiße. Dieser rustikale Ausspruch stammt vom Oppa des Bochumer Autoren Frank Goosen. Mein Freund hat mir auch solch einen Koffergurt geschenkt. Leider kann ich ihn aus berufsethischen Gründen nicht anbringen, das geht unmöglich bei einer Touristikerin, die mit dem Verkauf von Reisen nach woanders ihr Geld verdient. Mein Freund (Alltagsfreund, nicht Urlaubsfreund, da muss ich unterscheiden!) entdeckt seinen Koffer auf dem Gepäckband aufgrund des lustigen Gurtes, der zu Diskussionen der anderen Wartenden anregt, sehr schnell. Beneidenswert schnell.

Vom Gepäckband des Köln-Bonner Flughafen haste ich zum Flughafenbahnhofsgleis, um mit meinem zentnerschweren Koffer in die S-Bahn zu springen. Geschafft. In Köln-Deutz pfeift am Gleis ein eisiger Wind. 6° Celsius. An der Türkischen Riviera waren es 23°. Zumindest draußen. Vor den Seminarraumtüren. Mein Zug nach Düsseldorf hat 20 Minuten Verspätung. Fliegen ist scheiße. Zugfahren ebenso. Also doch mit dem eigenen Pkw in den Urlaub fahren? Ich erinnere mich an die stundenlangen Staus meiner Kindheit. Die Po-Ebene, in der es sowieso nichts zu sehen gab, schlich vorbei. Furchtbar. Autofahren ist auch scheiße.


An Verreisen denke ich vorerst nicht, sondern stoße einen Seufzer der Erleichterung aus, als mein Taxi vor „meinem“ Haus hält. Ich wuchte den zentnerschweren Koffer in den vierten Stock. Als ich die Tür aufschließe und den vertrauten, wenn auch leicht muffigen Geruch meiner Wohnung einatme, möchte ich Dorothy aus dem Zauberer von Oz zitieren.

Es ist nirgends schöner als daheim.

Es ist nirgends schöner als daheim.

Es ist nirgends schöner als daheim.


Stattdessen falle ich auf die Knie, küsse das Parkett und weine ein bisschen vor Erleichterung.

Jetzt noch ein Glas Wein mit Herrn Tetzlaff und alles wird gut.