7. November 2014

Neulich auf dem Carlsplatz


Ich muss verrückt geworden sein. An einem verregneten Samstagnachmittag renne ich nach Büroschluss mit zwei unfassbar schweren Tüten durch die mit Shoppingtouristen und Junggesellentrüppchen überfüllte Düsseldorfer Innenstadt.


Hab ich denn alles für den Salat, den es heute Abend geben soll? Rucola mit Mozzarella, Parmaschinken und Mango. 

Halt! Die Mango fehlt. Zufällig befinde ich mich gerade in der Nähe des Marktes am Carlsplatz, muss jedoch feststellen, dass die meisten der Stände bereits geschlossen sind. Vor einem Obst- und Gemüsestand werden einige Salatblätter zusammen gefegt. Ha, da liegen noch ein paar Mangos in einer Kiste. Eine davon ist gleich meine. "Hallo, verkaufen Sie mir noch eine von Ihren Mangos?" Ich könnte schwören, die Verkäuferin verdreht die Augen. Etwas widerwillig kommt sie hinter dem Stand hervor und packt eine Mango in eine Papiertüte. 

Sie nuschelt "dasmachtdannsiebenneunzig." Vorsichtshalber erkundige ich mich: "Wieviel macht das bitte?" Die Frau spricht nun sehr langsam. "Das (Pause) macht (Pause) sieben (Pause) Euro (Pause) neunzig."

In meinem Kopf fällt der Euro nur centweise. Mit höchstwahrscheinlich stark verwirrtem Gesichtsausdruck frage ich: "Sieben Euro und neunzig Cent für EINE Mango?" Die Antwort kommt patzig und prompt: "Tja, das ist ja auch eine Flugmango." 


Also, das muss ich erst einmal inhaltlich verarbeiten. Ich sehe die Einkaufszettel meiner Mutter vor meinem geistigen Auge. Diese endeten nach der Auflistung der einzukaufenden Artikel mit den Worten ACHTE AUF BILLIG inklusive Ausrufezeichen.

3 H-Milch
1 Toastbrot
10 Äpfel
Achte auf billig!

Diese Flugmango ist nicht billig. Sie flog wahrscheinlich First Class mit der Lufthansa von Rio nach Frankfurt, trug eine schicke Schlafbrille, damit sie ausgeruht in Deutschland ankommt, und lehnte den von der Purserin offerierten Champagner mit dem Hinweis, dieser schade ihrer Haut, dankend ab.

Ich möchte der nunmehr ungeduldigen Obstverkäuferin entgegnen: "Ich soll sieben Euro neunzig zahlen, nur weil dieses kleine verwöhnte Topmodel von Mango unbedingt First Class fliegen musste? Nicht mit mir. Mit mir nicht!" Tatsächlich aber räuspere ich mich nur kurz, um mich zu sammeln und sage leise: "Das ist mir echt zu teuer." Die Verkäuferin nimmt die Tüte mit der Flugmango wieder an sich, lächelt sogar nachsichtig und meint: "Das kann ich gut verstehen."

Auf meinem Heimweg durch die Altstadt komme ich immer noch nicht über den Preis hinweg. Masochistisch rechne ich den Europreis in die gute alte D-Mark um. Mehr als 15 Mark für eine kleine exotische Frucht. Die spinnen doch, die Flugmangomafiosi!
 

Ich habe dann schließlich doch noch eine Mango für 1,99 bei kaiser´s erstanden. 
Achte auf billig!
Meine Mutter wäre stolz auf mich.